Italienpolitik der deutschen Kaiser
- Italienpolitik der deutschen Kaiser
Italienpolitik der deutschen Kaiser
Anders als in
Deutschland und in
Frankreich bildete sich in Italien bei der
Auflösung des karolingischen Großreiches kein einheitliches Staatswesen heraus.
Sizilien war bereits im Laufe des 9. Jahrhunderts vollständig von den Arabern erobert worden, die bis weit ins 10. Jahrhundert hinein eine ständige
Bedrohung für die gesamte Apenninhalbinsel bedeuteten. In Unteritalien konnten die
Byzantiner seit 885 unter dem erfolgreichen Feldherrn
Nikephoros Phokas große Gebiete zurückerobern und eine straffe
Militärverwaltung errichten. Der
Kirchenstaat, das weltliche Herrschaftsgebiet des Papstes, geriet nach so bedeutenden Päpsten wie
Nikolaus I. (gest. 867) und
Johannes VIII. (gest. 882) immer mehr in die Gewalt des lokalen Adels, bis sich schließlich eine römische Adelsfamilie endgültig durchsetzen konnte: der Stadtherr
Theophylakt, danach seine Frau
Theodora, seine Tochter
Marozia und sein Enkel, Herzog
Alberich II. von
Spoleto, kontrollierten von 904 bis 954 die Papstwahlen und bestimmten das politische Geschehen, sodass man diese Phase der Papstgeschichte später verächtlich als »Pornokratie« bezeichnet hat.
Auch das aus dem
Langobardenreich entstandene »Königreich« Italien (»regnum Italiae«) geriet in den Sog von Auflösung und
Rechtlosigkeit. In der Zeit der Nationalkönige, von denen einige sogar die
Kaiserkrone errangen, kämpften neben anderen
Berengar von Friaul (gest. 924), Wido von Spoleto (gest. 894) sowie Hugo von Vienne (gest. 947) und sein Sohn Lothar II. (gest. 950) um die Herrschaft in Ober- und Mittelitalien.
Die politische Lage änderte sich grundlegend, als Otto I. 951 dem Hilferuf Adelheids, der Witwe König Lothars, Folge leistete und in Italien militärisch eingriff. Ganz in karolingischer
Tradition ließ er sich nach der
Eheschließung mit Adelheid in Pavia zum König der Langobarden ausrufen. Die so entstandene
Verbindung von Deutschland und Italien in
Personalunion, die Otto 962 durch die Kaiserkrönung noch überhöhen konnte, sollte für die
Zukunft entscheidend sein. Denn seither galt der in Deutschland gewählte König auch als Herr über Mittel- und
Oberitalien; aus dem Langobardenreich war Reichs-Italien geworden.
Nicht zuletzt durch diese von Otto I. begründete politische
Konstellation waren die deutschen Könige des hohen Mittelalters gezwungen, immer wieder nach Italien zu ziehen und wegen der Kaiserkrönung eine mehr oder
weniger enge
Beziehung zum
Papsttum einzugehen.
Universal-Lexikon.
2012.
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